CDU-Mitglieder wollen Stader Bundestagsabgeordneten weiter in Berlin sehen – Klarer Sieg gegen Katharina Merklein
Von Karten Wisser
Stade. Oliver Grundmann wird für die CDU im Wahlkreis Stade/Rotenburg bei der Bundestagswahl im Herbst 2021 antreten. Der 49 Jahre alte Jurist aus Stade setzte sich am Donnerstagabend wie berichtet gegen Katharina Merklein aus Zeven durch.
Für Grundmann stimmten 174 CDU-Mitglieder, seine Kontrahentin Merklein bekam 55 Stimmen. Zwei Stimmen waren ungültig. 231 Mitglieder waren stimmberechtigt. Der amtierende Bundestagsabgeordnete Grundmann war als klarer Favorit in die Abstimmung gegangen. Er konnte den Wahlkreis bereits zweimal – 2013 und 2017 – für die Christdemokraten gewinnen, und die CDU-Verbände aus dem Stader Teil des Wahlkreises haben deutlich mehr Mitglieder. Im Stadeum waren 143 Mitglieder aus dem Kreisverband Stade und 88 aus dem Kreis Rotenburg.
Oliver Grundmann überzeugte die Delegierten mit einer schwungvollen Rede, in der er große Zukunftsversionen für die Region entwarf. Er wolle kein Abgeordneter sein, der nur beim Überreichen von Förderschecks in Erscheinung tritt. “Ich will ein Abgeordneter sein, der konkrete Projekte aufgreift und umsetzt. Wir befinden uns in einem entscheidenden Zeitfenster, in dem sich entscheidet, ob der Elbe-Weser-Raum zum neuen Energie-Drehkreuz wird.” Das sei eine Jahrhundertchance. Die Region solle zum größten Produzenten von grünen Wasserstoff in Europa werden und den größten Terminal für Liquefied Natural Gas (LNG) in Europa bekommen, so Grundmann mit einem Hinweis auf die Bemühungen, über den Stader Hafen Flüssiggas zu importieren.
Nach seinem Sieg bedankte sich Grundmann in einem emotionalen Schlusswort bei seiner Frau Anja und seinen ebenfalls anwesenden Eltern für die Unterstützung. “Mutti macht sich vor solchen Entscheidungen immer große Sorgen, dass ich arbeitslos werde”, verriet Grundmann. Er bedankte sich bei Katharina Merklein für eine faire Auseinandersetzung.
“Der Köder muss dem Fisch und nicht dem Angler schmecken”, hatte Katharina Merklein bei ihrer engagierten Rede zuvor für sich geworben. Es gebe viele Strategiepapiere, die forderten, dass die CDU weiblicher werden muss. “Aber dafür brauchen wir auch das passende Personal”, so Katharina Merklein. Sie wollte damit eine vermeintliche Schwachstelle der bei Wahlen erfolgreichen Elbe-Weser-CDU schließen. Alle CDU Bundes- und Landtagsabgeordneten aus der Region sind Männer. Der Abend im Stadeum hat daran nichts geändert. “Die Demokratie lebt davon, dass es eine Wahl gibt. Deshalb stehe ich heute hier”, so Merklein.
Zwischenzeitlich gab es mit Patrick Brinkmann (25) einen dritten Bewerber für die Bundestagskandidatur. Wie Katharina Merklein kommt er aus dem CDU-Samtgemeindeverband Zeven, ist dort Vorsitzender und Merklein seine Stellvertreterin. Brinkmann zog seine Kandidatur aber nach Gegenwind aus dem eigenen Rotenburger Verband zurück. Der Rotenburger Anteil am Wahlkreis umfasst weitgehend den Altkreis Bremervörde. Zum Stader Gebiet gehört der Landkreis Stade ohne die Kommunen Oldendorf-Himmelpforten, Drochtersen und Nordkehdingen. Sie zählen zum Wahlkreis Cuxhaven/Stade.
Die CDU hatte die Veranstaltung gemeinsam mit dem Stadeum in Sachen Teilnehmerzahl flexibel geplant. In der gewählten Variante hätten 273 Gäste den Abstandsregeln entsprechend genügend Platz gefunden. Es wurden rund 240. Das zeigt auch, wie Kampfkandidaturen belebend wirken. Als Grundmann vor vier Jahren in Bremervörde ohne alternativen Kandidaten aufgestellt wurde, waren ohne Corona nur 100 CDU-Mitglieder dabei.
Die Teilnehmer bewegten sich im Stadeum mit Maske, die sie auf ihren Plätzen abnehmen konnten. Die CDU-Veranstaltung war nach dem Corona Neustart die bisher größte im Stadeum. Für die Organisation bekam das Team von Stadeum-Chefin Silvia Stolz großes Lob.
Mit großer Sicherheit wird sich Grundmann bei der voraussichtlich im September 2021 stattfindenden Bundestagswahl mit dem Stader SPD-Mann Kai Koeser als wichtigsten Mitbewerber auseinandersetzen müssen.
Der 41 Jahre alte Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Stade wurde von den Gremien seiner Partei nominiert. Offiziell wählt ihn eine Vertreterversammlung am 7.November im Ahlerstedter Schützenhof zum SPD-Direktkandidaten. Einen parteiinternen Gegenkandidaten für Koeser gibt es derzeit nicht. Ursprünglich wollte die SPD ihre Nominierungsveranstaltung wie die CDU auch als Mitgliederversammlung abhalten. Aufgrund der Corona-Problematik haben sich die Sozialdemokraten aber für eine Delegiertenversammlung entschieden, weil die Teilnehmerzahl planbarer ist.
Zur Person
Oliver Grundmann wurde am 21. August 1971 in Stade geboren, ist verheiratet und hat drei Kinder. Er ging in Stade zur Schule und hat eine Ausbildung zum Chemielaboranten in Buxtehude absolviert.
1993 machte er Abitur über zweiten Bildungsweg an den Berufsbildenden Schulen II in Stade. Er hat anschließend Jura studiert und das erste und zweite Staatsexamen abgelegt. Ab 2001 war Grundmann Assistent der Geschäftsleitung beim Entsorgungsunternehmen Karl Meyer in Wischhafen. Anschließend wurde er dort Justiziar und leitender Syndikus.
Dort baute Grundmann im Jahr 2007 ein Tochterunternehmen für die Entwicklung eines Recyclingverfahrens für den High-Tech-Werkstoff CFK als Geschäftsführer auf. Der CDU ist der Stader 1987 beigetreten. Seit der Bundestagswahl 2013 ist er direkt gewähltes Mitglied des Deutschen Bundestages. 2013 bekam er 47,6 Prozent. Vier Jahre später erhielt er 44,4 Prozent der Erststimmen.
Foto: st/Wisser